Letzten Juni habe ich eine einwöchige Motorradtour gemacht. Sie dauerte eine Woche und führte mich zunächst von Hannover über den Harz (Kyffhäuser) über München in die Alpen, nach Südtirol, an den Bodensee, die Schweiz, den Schwarzwald, das Rheinland und wieder zurück nach Hannover. Es waren 2.350 km – viel zu viel für eine Woche, aber das nennt man wohl Lernen.

Man sagt, dass jeder Motorradfahrer mindestens einmal im Leben in die Alpen fahren muss. Diesem Ruf bin ich gerne gefolgt und habe so einen Trip über die Alpen gemacht. Die Wahl fiel auf die Großglockner Hochalpenstraße. Das ist eine wunderbare Strecke mit vielen herrlichen Serpentinen, die ihren höchsten Punkt bei 2.571 m über dem Meeresspiegel hat.

Quick facts Großglockner Hochalpenstraße:
– ca. 30 km lang (ohne Abzweig zur Pasterze (Gletscher)), höchster Punkt 2.571 m
– Tagesticket für ein Motorrad 25 Euro, Folgetag 11 Euro
– Warm anziehen, es kann auch im Sommer oben kalt werden

Bildschirmfoto 2016-06-23 um 21.49.25Ich kam von Norden und startete den Pass an der Mautstation Ferleiten. Ein Tagespass für ein Motorrad kostet 25 Euro, für ein Auto 35 Euro. Wenn man den Pass am darauffolgenden Tag noch einmal fahren möchte, sind es nur 11 Euro Aufpreis. Die Bilder unten wurden kurz vor der Mautstation aufgenommen.

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Viele Serpentinen winden sich den Berg hoch. Je höher man kommt, des karger wird die Vegetation. Während man am Anfang noch Bäume sieht, weicht das Grün immer mehr zurück.

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Nahe dem höchten Punkt der Tour gibt es einen zweiten, kleinen Gipfel, die Edelweissspitze. Dort ist der “Biker’s Point” mit einem Aussichtsturm und einem Café. Als ich oben war, herrschte leider Nebel vor.

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Von der Edelweissspitze aus kann man eigentlich den Großglockner sehen mit seinem 3.798 m hohen Gipfel, aber der dichte Nebel verhinderte dies als ich oben war. Das unten stehende Visier zeigt eigentlich genau auf den Gipfel.

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Ein wenig schade fand ich es schon, dass es so neblig war und ich kein fantastisches Alpenpanorama aufnehmen konnte. Auf der Großglockner Webseite sieht man die Berge gegen einen stahlblauen Himmel. Daraufhin angesprochen meinte ein anderer Motorradfahrer lachend “Ich vermute, dass für dieses Foto ein Fotograf mehrere Wochen lang hier oben campiert hat”.

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Ich fuhr weiter und hielt noch ein paarmal an, um Bilder zu machen.

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Ein paar Worte zur Kleidung. Die Temperaturdifferenz vom Tal bis zum höchsten Punkt kann enorm sein. Selbst wenn unten im Tal mollig warm die Sonne scheint, kann oben noch Schnee liegen. Warme Kleidung ist dringend empfohlen, selbst wenn sie im Tal etwas überdimensioniert erscheint.

Ebenso sollte man die Webseite der Hochalpenstraße direkt vor der Tour prüfen – auch zu (aus Motorradfahrersicht) besseren Jahreszeiten kann es sein, dass der Pass aufgrund des Wetters gesperrt ist. Mehrere tausend Meter über dem Meeresspiegel ist es eben ein wenig frischer als unten.

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Mann sieht auf den Bildern, dass Schnee am Straßenrand liegt (nochmal: Ich bin Mitte Juni dort hochgefahren). Und auf dem unten stehenden Foto sehr ihr eine Schneefräse, die im Winter zum Einsatz kommt. Die Größe des Gerätes sollte gut zeigen, was hier im Winter los sein kann.

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Der eingangs angesprochene Seitenzweig der Hochalpenstraße führt zur Pasterze, einem 8 km langen Gletscher. Der Gletscher ist in den letzten zwei Jahrzenten ordentlich abgeschmolzen, so dass am Ende der Straße die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Einst hat sie bestimmt einen beeindruckenden Blick auf den Gletscher geboten, jetzt guckt man in ein steiniges Tal mit schlammigem Grund.

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Fahren an dem Tag war herrlich, aber auch sehr anstrengend. Die unzähligen Kurven verlangen dem Biker einiges ab, und das dauernde Wechselbad von Regen und Sonne war ebenfalls fordernd. Da ich zu dem Zeitpunkt noch keine atmungsaktiven Regenklamotten hatte (großer Fehler!), musste ich bei Sonnenschein die Sachen ausziehen und bei Regen wieder an. In der Sonne begann man in der Plastiktüte namens Regenjacke übelst zu schwitzen.

Gegen Ende der Route – ich war fast an der anderen Mautstation angelangt, ereilte mich noch ein Missgeschick. Nach einer kurzen Pause wollte ich wieder auf das Bike steigen. Es parkte mit der Nase bergab und ich hatte den Leerlauf drin. Keine gute Idee. Das Bike begann unerwartet zu rollen, kippt um und reisst mich zu Boden. Im Sturz spüre ich einen scharfen Schmerz im linken Oberschenkel und höre ein lautes “PANG”. Zuerst dachte ich, die Bänder oder Sehnen wären durch.

Glück im Unglück – eine Minute nach dem Unfall hielt eine Gruppe Biker, unter denen praktischerweise eine Notärztin mitfuhr. Sie untersuchte mich, Polizei und ein Rettungswagen wurden gerufen, das Bike aufgerichtet. Erste Frage des verletzten Bikers: “Ist was an meiner Maschine ?” – Nein, der Sturzbügel am Motor hat seinen Job getan und einen Kratzer abbekommen, ansonsten ist nix dran.

Long Story short – ich kam ins Krankenhaus zur Untersuchung, es war aber zum Glück nur eine Muskelzerrung. Knie, Bänder, Sehnen waren alle ok. Ich übernachtete außerplanmässig in Lienz in einem Hotel.

Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Taxi zurück nach Heiligenblut, wo mein Bike stand. Die Polizei fuhr mich wieder zu meinem Motorrad (es stand ja noch auf der Hochalpenstraße und ich sollte nicht noch einmal Maut bezahlen). Noch einmal vielen lieben Dank an die Herren von der örtlichen Polizei!

Am Ende: Die Großglockner Hochalpenstraße ist ein Motorradvergnügen in reinster Form. Wer die Möglichkeit hat, sollte sie Strecke einmal in seinem Leben gefahren sein.