Auf der Suche nach ungewöhnlichen Maschinen bin ich an Stefan und seine Buell 1125 CR geraten. Die Buell Motorcycle Company aus den USA hat zwischen 1993 und 2009 leistungsstarke Maschinen gebaut, kam aber über eine Nischenmarke nie hinaus. 1998 wurde die Firma von Harley Davidson gekauft, aber schon 2009 aufgelöst.

Stefan wollte schon immer ein besonderes, seltenes Motorrad haben, und daher hat er die 1125 CR nach dem Kauf umgebaut und vor allem auch umlackiert. Vorher war sie rot, jetzt ist sie titangrau.

Die Buell 1125 CR ist ein Zweizylinder, der 148 PS und etwas über 100 Nm leistet – ziemlich brachial. Klar, dass so eine Maschine in eine eher derbe Umgebung passt. So verabredeten wir uns eines Nachmittags an einem alten Wohn- / Einkaufszentrum in Hannover, welches größtenteils leer steht. Hier gibt es genügend Betonwände und “siffigen” Hintergrund, um das Bike ansprechend abzulichten.

Das Foto mit der Spiegelung in der Pfütze mag optisch ansprechend sein, so wirklich appetitlich war es nicht. Die Ecke roch ein wenig streng nach Pipi, und in der Pfütze schwammen einige Taubenfedern und wasweissich noch, lieber nicht drüber nachdenken. Wichtig ist aber, dass selbst in dieser ganz leicht ekligen Ecke mit der richtigen Lichtsetzung noch ein tolles Foto entstehen kann. Denn mit zwei Blitzen links und rechts und einer tiefen Kameraposition konnte ich das Motorrad quasi verdoppeln, und die Brühe verliert ein wenig ihren Schrecken. Welch ein Glück, dass die Pfütze noch im Inneren des Gebäudes war, denn so kam kein störender Wind, welcher das Wasser hätte in Bewegung setzen können.

Wir schoben die Maschine schließlich nach draußen. Es wurde schon leicht dämmerig, so dass mit dem Blitz nun gegen das Tageslicht gearbeitet werden konnte (=der Himmel wirkt dunkler als er in Wirklichkeit war).

Da Stefan die Buell frisch lackiert und in Schuss gebracht hatte, waren alle Teile tiptop in Schuss. Das sollte mit ein paar Detailaufnahmen gewürdigt werden. Hierzu habe ich die Blitze mit einer 40×40 cm großen Softbox ausgestattet, um das Licht möglichst nah an das Bike heranbringen zu können (durch die Softboxen wird das Licht auf einer großen Fläche verteilt, also weicher als wenn ich den nackten Blitzkopf verwendet hätte).

Besonders zu erwähnen sind die breiten Lufteinlässe neben dem Tank, welche der Maschine die Anmutung eines stiernackigen Biests geben. Die matte Lackierung gibt dem Bike eine besonders edle Anmutung. Mir gefallen besonders gut die diffusen Lichtflecke, welche an den zahlreichen Kanten der Maschine entstehen. Obwohl ich nicht derjenige sein möchte, der diese Oberfläche pflegt (mein Helm ist matt schwarz lackiert, und man sieht jeden Fingerpatscher auf der Oberfläche).

Dieses Bild verdient besondere Erwähnung. Die Maschine stand auf dem Seitenständer, Stefan hat die Softbox über den Lenker gehalten. Dabei musste er darauf achten, dass die Softbox parallel zum Lenker stand. Das war wichtig, um das Licht und die Reflektion auf der matten Oberfläche möglichst symmetrisch zu gestalten. Alles, was im Hintergrund zu sehen war, habe ich in der Nachbearbeitung dann so weit abgedunkelt, dass es nur noch schwarz erschien.

Unterm Strich: Eine eindrucksvolle und mächtige Maschine, die auf der Straße ordentlich Zug hat und an jedem Motorradtreff für Gesprächsstoff sorgt. Ich hätte noch Stunden weitermachen können, aber alle Shootings müssen mal ein Ende haben, und so trennten Stefan und ich uns nach circa drei Stunden wieder.
Anekdote von der Verabschiedung: Er ließ die Maschine kurze Zeit im Leerlauf knattern, während er sich für die Abfahrt fertig machte. Nach kurzer Zeit kam eine Frau hektisch auf uns zugelaufen und wedelt in Richtung des hinter ihr stehenden Gebäudes: “Schlecht, ganz schlecht! Da drin läuft gerade eine Theatervorstellung”. … Welche durch die laute Buell wohl gesprengt worden wäre. Ups, wussten wir nicht, entschuldigung!

 


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