Richtig edle Bilder entstehen bei Studio-Fotoshootings. Im Studio wird eine künstliche Umgebung geschaffen, die Maschine wird vom Rest der Umwelt isoliert und meist vor einem neutralen Hintergrund gezeigt.

In einer Besprechung meines Buches “Motorräder fotografieren” kritisierte der Rezensent, dass ich in dem Kapitel ja gar keine richtigen Studiofotos zeigen würde, weil die Aufnahmen unter einem Carport gemacht wurden und nicht in einem “echten” Studio. Es war sogar von einer “Mogelpackung” die Rede. Und jetzt mal in Ruhe: Ein Studio definiert sich darüber, dass man eine Umgebung schafft, in welcher Licht kontrolliert eingesetzt werden kann. Ein Studio definiert sich also nicht über eine geschlossene Gebäudehülle (die ohne Frage komfortabler wäre als der von mir eingesetzte Carport). Die wichtigsten Elemente eines (Motorrad-)Fotostudios sind:

  1. Ein großes, flächiges Hauptlicht von oben
  2. Ein neutraler Hintergrund, z.B. schwarz, weiß oder grau (kein Muss, es kann z.B. auch eine Mauer sein oder eine Fototapete mit einem anderen Muster, sofern es zum Gesamtbild passt)
  3. Hilfslichter, welche das Motorrad aufhellen.

Diese drei Elemente lassen sich überall dort realisieren, wo man die Hauptlichter von oben aufbauen kann. Das geht halt am besten in einem Gebäude, aber auch andere Lösungen wie besagter Carport oder die im Bild gezeigte Lösung mit Leitern ist ein vollkommen valides Studio.
Das Hauptliche muss direkt über dem Motorrad hängen, und hier beginnt die Schwierigkeit. Ich habe zwei leistungsstarke Studioblitze mit jeweils 80×120 cm großen Softboxen. Die resultierende Lichtfläche ist also 80x240cm groß, was ausreicht, um ein Motorrad darunter zu platzieren und vollständig auszuleuchten. Das Problem: Die Softboxen bauen inkl. Blitz ca. 80 cm auf. Ein großes Motorrad ist mit Scheibe gut 1,40 m hoch. Zwischen Motorrad und Softboxen muss etwas Platz sein, mind. 40 cm. Der Raum muss also 140 + 40 + 80 cm = 260 cm hoch sein. Normale Wohnräume sind ca, 2,40 m / 2,50 m hoch. Das könnte also gerade so klappen. Aber dann kleben die Softboxen direkt über der Maschine.

Daher habe ich auf einen bewährten Setup zurückgegriffen und die Blitze an den Dachbalken unseres Carports montiert. In dem Foto sieht man diesen Aufbau. Die Blitze sind mit Spanngurten an den Dachbalken befestigt, links und rechts am Boden die Blitze zum Aufhellen. Hinter der Maschine (also am Schuppen) steht das Hintergrundsystem mit dem Molton. Bitte beachtet, dass dieser Aufbau nur praktikabel ist, wenn es einigermaßen windstill ist (hier wäre eine geschlossene Gebäudehülle wieder komfortabel…). Lange Rede, kurzer Sinn, hier die Bilder.

Begonnen habe ich mit meiner Yamaha FZ6 Fazer. In diesem ersten Bild wurden die beiden großen Blitze eingesetzt und links sowie rechts Hilfsblitze mit Softboxen. Sowohl die Oberseite der Maschine als auch die Flanke ist ausgeleuchtet.

Für eine minimalistische Ausleuchtung habe ich die Hilfsblitze ausgeschaltet. Die Maschine wird nun lediglich von oben beleuchtet – das meiste liegt im Dunkeln. Manch einer mag hier sagen “zu dunkel!”, ich aber habe diese Variante bewusst gewählt. Mir gefällt diese extrem minimalistische Ansicht ganz gut.

Dann habe ich die Fazer gegen die Tiger getauscht. Bei der Frontalansicht ist darauf zu achten, dass man wirklich absolut mittig mit der Kamera ist. Selbst kleinste Abweichungen von der Mittellinie der Maschine fallen dem Auge auf. Außerdem bekommt man dann ziemlich Probleme, wenn man in der Nachbearbeitung Teile der Maschine spiegeln möchte. In der unten zu sehenden Aufnahme ist z.B. die Scheinwerferpartie gespiegelt worden, um eine symmetrische Reflektion der Softboxen zu erhalten. Weitere Nachbearbeitungsschritte sind das Schwärzen des Hintergrundes und “putzen” der Pflasterungen unseres Hofes. Denn vergesst nicht, ich habe unter einem Carport fotografiert! Die Steine sind fleckig, hier ist mal ein Krümel oder Grashalm, manche Pflastersteine sind auch dunkler als andere.

Hier ist wieder der “normale” Setup zum Zuge gekommen – zweimal Licht von oben, einmal von rechts und links.