Jeder Biker möchte ein besonderes Motorrad haben. Die wenigsten begnügen sich mit dem Werkszustand der Maschine, sondern werten ihr Moped mindestens mit Kleinigkeiten wie Aufklebern oder vielleicht LED-Blinkern auf. Ich selbst hatte meiner Yamaha FZ6 damals LED-Blinker, einen anderen Auspuff, ein paar Carbonteile, eine neue Sitzbank etc. pp spendiert. Bei meiner Triumph Tiger aktuell habe ich (noch?) nichts gemacht, weil sie mir in dem Zustand, den der Vorbesitzer gemacht hat, sehr gut gefällt.

Am anderen Ende der Skala stehen dann wiederum Leute wie Stefan, denen es nicht individuell genug sein kann. Stefan hatte ich schonmal vor der Linse, und zwar mit seiner Buell 1125 CR, welche an sich ja schon ein krasses Umbauprojekt war. Mit der B-King ist Stefan noch mal einige Schritte weiter gegangen und hat außer dem Rahmen und Motor wenig im Naturzustand belassen (und selbst beim Motor scheiden sich die Geister, da das Steuergerät vollkommen überarbeitet ist).

Für die Bilder der B-King habe ich die Lightpainting-Methode angewandt. Das bedeutet: Kamera auf ein Stativ und viele Einzelbelichtungen gemacht, wobei bei jeder Belichtung ein anderer Teil der Maschine angeblitzt wird. Die obige Aufnahme besteht somit aus über 15 Einzelbildern. Auf einem ist nur die Lampenmaske angeblitzt, auf einem anderen der Reifen, der Tank, die Lufteinlässe, die Sitzbank usw.  Dieses Puzzle setze sich dann am Rechner zusammen (ein Video zu dieser Methode habe ich hier mal gepostet).

Beachtet das FETTE Hinterrrad der Maschine. Dieser Oschi ist so breit, dass Stefan eine andere Schwinge einbauen musste. Dies und der überbreite Reifen bedingen, dass die Kette nach außen gelegt werden musste. Es gibt also in der Schwinge eine weitere gelagerte Welle mit zwei Zahnrädern, um die Kette ein paar cm weiter von der Mittelachse der Maschine zu bewegen. Die hintere Kette kommt vom Getriebe, zwischen den beiden dicken Metalllaschen ist die zusätzliche Welle gelagert, die Kette im Vordergrund geht dann zum Ritzel am Hinterrad.

Die Detailfotos sind in jeweils nur einer Belichtung entstanden. Einen Blitz mit Softbox schräg an die Maschine gehalten und abdrücken, fertig. Die B-King ist in einem matten grau lackiert, und bei Mattlacken ist es besonders wichtig, eine Softbox zu verwenden. Dies ist ein Lichtformer, welcher aus der kleinen Lichtfläche des Blitzgerätes eine große Lichtfläche macht. Die von mir genutzte Softbox von Neweer mit einer Fläche von 80×80 cm. Sie ist faltbar (Prinzip einer Popup-Zeltes mit Stahlbändern in den Säumen) und in weniger als zwei Minuten aufgebaut. Die Lichtfläche ist groß genug, um damit Details und Flächen an einem Motorrad auszuleuchten.

 

Fotografisch gehen wir ab jetzt wieder in den Bereich der Lichtmalerei. Die Bilder bestehen aus wieder aus zig Einzelbelichtungen. Zum Verständnis: Das würde auch in einer Belichtung gehen, aber dann bräuchte ich eine riesige Lichtfläche (ca. 2x3m würde ich schätzen), um die gleiche, flächige Ausleuchtung zu erhalten. Bei dem Foto vom Lufteinlass rechts käme aber auch eine riesen-Softbox an ihre Grenzen, denn da kommt das Licht ja immer nur aus einer Richtung. Bei zusammengesetzten Bildern kann das Licht bei jeder Aufnahme aus einer anderen Richtung kommen.

Natürlich darf ein Porträt der Front nicht fehlen.

Furioses Finale: Hier habe ich wieder die Funken sprühen lassen. Bei dieser Technik wird feine Stahlwolle (00 oder feiner) in einen Schneebesen (ja, den aus der Küche) gepackt und angezündet. Die Stahlwolle glimmt ab, während der Schneebesen an einer Kette oder Schnur wild im Kreis geschwungen wird. Der Fahrtwind facht den “Brand” der Stahlwolle an, die Zentrifugalkraft schleudert die glühenden Teilchen in alle Richtungen. Je nachdem, wie lange man belichtet, entstehen so mehr oder weniger viele Leuchtspuren. Für diese außergewöhnliche Maschine habe ich ein möglichst dichtes Gespratzel gewählt. Das Foto besteht wieder aus mehreren Teilbelichtungen. Zuerst habe ich die Maschine mit einem LED-Stick ausgeleuchtet, dann mehrfah die Feuerkette geschwungen. In der Nachbearbeitung war es noch einmal ein wenig tricky, mich selbst aus dem Feuerkreis in der Mitte heraus zu retuschieren. Da ich während der gesamten Belichtung dort stehen geblieben bin, habe ich einen leichten Abdruck auf dem Sensor hinterlassen.