Über eine Hannoveraner Fotografiegruppe auf Facebook bin ich mit Kai in Kontakt gekommen. Kai fährt seit Jahrzehnten Motorrad und hat bislang jedes Moped behalten (!!), welches er besessen hat. So sind im Laufe der Zeit einige Maschinen zusammengekommen, welche für mich als Fotografen so eine Art Buffet darstellen. Aus Zeitgründen habe ich mich auf drei Maschinen beschränkt. Heute zeige ich eine wunderschöne, quietschgelbe BMW F650GS von 2001, welche ich in einer alten Scheune fotografieren konnte.

Starke Farben wie dieses Gelb sind sehr dankbar in der Motorradfotografie. Die Farbe kommt richtig gut raus, anders als ein schwarzer oder grauer Lack, der im Grunde nur die Umgebung bzw. Lichtreflexe von der Beleuchtung spiegelt. Für diese Bilder habe ich mit dem Yongnuo YN360 LED-Leuchtstab gearbeitet. Das ist nichts weiter als eine stabförmige LED-Leuchte, welche eine breite Lichtspur erzeugt, wenn man sie während einer Langzeitbelichtung über die Maschine führt.

Zuerst habe ich das Motorrad positioniert, die Kamera auf einem Stativ aufgebaut und den Bildausschnitt gewählt. Anschließend fokussiert und den Autofokus abgestellt. Das ist ganz wichtig, da das Foto aus mehreren Aufnahmen zusammengesetzt ist. Würde ich den Autofokus eingeschaltet lassen, fokussiert die Kamera bei jeder Auslösung neu. Beim Fokussieren verschiebt sich der Bildausschnitt immer minimal, da durch das Verfahren der Linsen im Objektiv der Schärfepunkt bei jeder Auslösung neu gesucht wird und sich dadurch die Abbildung ändert. Da hilft es auch nix, immer auf den gleichen Punkt zu fokussieren, die Bilder werden minimal verschiedene Bildausschnitte aufweisen. Man nennt diesen Effekt “Focus Breathing”, also so viel wie “Atmender Fokus”.

Also – scharf stellen, Autofokus aus.


Dann habe ich mehrere Langzeitbelichtungen gemacht, jede Belichtung ein paar Sekunden. Während dieser Zeit habe ich die Yongnuo-Leuchte im großen Bogen über das Motorrad geführt, beginnend von dem Hinterrad und endend am Vorderrad. Weitere Belichtungen erhellen die Seite der Maschine oder die Wand im Hintergrund. Es ist immer ratsam, mehrere identische Durchläufe zu machen mit der Leuchte, um später am Rechner die besten Ergebnisse aussuchen zu können. Macht die Durchläufe mit der LED-Leuchte immer ohne Motorradbeleuchtung, denn so könnt ihr die Scheinwerfer je nach Gusto mehr oder weniger stark belichtet in einer eigenen Aufnahme einfügen. Für das obige Bild bedeutet das: Ich habe circa fünf Aufnahmen der Maschine mit eingeschalteter Beleuchtung gemacht (ohne LED!) und die Belichtungszeit variiert. Dadurch bekam ich verschiedene Ausprägungen der Scheinwerferhelligkeit und konnte für das finale Bild das beste aussuchen.

Zur Erinnerung: Bei dieser Variante der Lichtmalerei werden mehrere Einzelbilder kombiniert und immer nur die hellsten Bildteile gezeigt. Auf der einen Aufnahme ist der Tank belichtet, auf der anderen wurde die Wand im Hintergrund beleuchtet, im nächsten Bild ist nur der Scheinwerfer an… so kann am Rechner dann aus diesen Puzzlestücken ein Gesamtbild entstehen.

FAZIT: Lightpainting erfordert mehr Zeit sowohl in der Durchführung als auch in der Nachbearbeitung. Die konkrete Methode ist allerdings kein Hexenwerk, sondern sehr einfach zu erlernen. Ein Muss für jeden Fahrzeugfotografen, der anspruchsvolle Arbeit abliefern möchte.