Nach der Fertigstellung des Studios (Studiobau Teil 1, Studiobau Teil 2) startete der reguläre Betrieb und ich freue mich, heute eines der ersten dort fotografierten Bikes zeigen zu können.

Dies ist eine Yamaha YZF-R6 von 2010. Bei einem schwarzen Motorrad zeigt sich die Stärke eines komplett weiß gestrichenen Studios besonders. Schwarz spiegelt nämlich nur die Umgebung und kann nicht aufgehellt werden wie z.B. ein roter oder blauer Lack. Daher spiegelt sich im Motorrad das weiße Studio, und da die gesamte Umgebung weiß ist, entsteht eine gleichmäßige Anmutung auf der Oberfläche der Maschine.

Studioshootings bringen immer weniger Bilder hervor als Shootings on Location. Das liegt zum Einen daran, dass mehr Vorbereitung der Maschine notwendig ist.

Sauberkeit ist oberstes Gebot
Studiobilder sind unverzeihlich, was Staub, Schmutz oder Putzschlieren auf der Maschine angeht. Man sieht einfach alles. Dennis hatte eine gründliche Reinigung der Maschine vorgenommen, bevor er ins Studio gekommen ist. Dort haben wir die Maschine zunächst auf einen Teppich gefahren und letzte Details gereinigt wie z.B. die Kette, vor allem aber die Reifen. Dieser müssen gründlich abgewischt und abgetrocknet werden, bevor sie den weiß gestrichenen Studioboden berühren dürfen. Denn der Dreck von der Straße drückt sich ansonsten sofort in die Oberfläche und man kann diese Streifen nicht mehr restlos entfernen. Mit gründlich gesäuberten Reifen jedoch gab es so gut wie keine Spuren auf dem Boden.

Das Shooting
Sobald die Maschine sauber war, ging das eigentliche Shooting los. Hier kommt es darauf an, das Motorrad gut auszurichten (z.B. exakt parallel zur Sensorebene bei Seitenaufnahmen) und auf die Details zu achten. Im Falle von Dennis’ R6 war eins dieser Details z.B., dass das goldene Logo vorne an der Verkleidung nicht komplett aufgehellt wurde. In so einem Fall hilft ein Reflektor, der die betreffende Stelle aufhellt. Da bei so einer Aufnahme der Reflektor und die Person mit im Bild sind, müssen die Bildteile später am Rechner zusammengesetzt werden.

Dieses achten auf die letzten Details, die Kontrolle der Fotos am Rechner, sind weitere Gründe dafür, dass Studioshootings langsamer ablaufen als Shootings on Location. Durch die kontrollierten, gleichmäßigen Lichtbedingungen und die Sauberkeit des Hintergrundes müssen die Bilder makellos werden. Jede Schliere, jeder Schmutzfleck nehmen dem Bild Wirkung.

Fotografiert habe ich übrigens tethered, d.h. Kamera und Laptop waren mit einem Kabel verbunden und die Steuerung der Hasselblad lief über die Software Phocus. Von  Phocus aus kann ich jeden Parameter der Kamera einstellen und direkt komfortabel am Monitor die Schärfe der Bilder beurteilen. Meine Sitzposition in diesem Foto hat etwas von spätrömischer Dekadenz, aber ganz so entspannt wie es aussah war es dann doch nicht – ich saß halt auf dem Fußboden 😀

Kleine Stativkopfkunde

Für Studioaufnahmen eignet sich übrigens besonders ein Getriebeneiger (meiner: Manfrotto MA 410 Junior) als Stativkopf. Der Name “Getriebeneiger” verrät es schon: In jeder der drei Achsen verbirgt sich ein kleines Getriebe, über welches die entsprechende Achse sehr frein bewegt und somit exakt ausgerichtet werden kann. Bei Kugelköpfen z.B. ist es so, dass der Bildausschnitt beim Festziehen der Schraube den Bildausschnitt noch minimal verändert. Ein Kugelkopf ist schnell ausgerichtet und somit gut für Shootings on Location geeignet. Mein Kugelkopf ist ein Novoflex MagicBall, welchen ich schon lange und sehr gerne einsetze. Im Studio jedoch spielt die Präzision des Getriebeneigers ihre Stärken aus.

Um jeden Winkel der Maschine fotografieren zu können, haben wir das Motorrad nach jedem Bild ein wenig gedreht. Durch dieses methodische Vorgehen ist sicher gestellt, dass keine Ansicht vergessen wird.

Detailaufnahmen sind wichtig
Last but not least haben wir uns den Details gewidmet. Dank eines 52 mm Zwischenringes konnte ich die Naheinstellgrenze meines 80 mm Objektives stark herabsetzen (die Naheinstellgrenze beschreibt den minimalen Abstand, in welchem das Objektiv noch scharf stellen kann).

Es gibt so viele schöne Details an einem Motorrad, wenn man näher rangeht mit der Kamera. Diese Fotos haben mich übrigens am meisten Arbeit in der Nachbearbeitung gekostet. Denn trotz intensivstem Putzen und wischen sind auf dieser Vergößerungsstufe Staubkörner und andere Schmutzpartikel tonnenweise zu sehen. Bei Gesamtaufnahmen fallen sie nicht auf, da sie zu klein sind. Wer aber nah rangeht, bekommt mit wieviel Staub sich z.B. in den Riffeln der Rändelung absetzen.

Mich entschädigen die tollen Bilder am Ende einer jeden Photoshop-Sitzung aber jedes mal aufs Neue. Von daher freue ich mich jetzt schon auf das nächste Shooting in meinem Studio.

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