Heute gibt es ein für diesen Blog ungewöhnliches Thema. Ich habe einen Artikel auf dem Portal Petapixel gelesen, in welchem die Autorin fordert, die Begriffe “Slave” und “Master” in der Blitzfotografie nicht mehr zu verwenden, weil sie rassistisch seien. Das ganze steht natürlich im Kontext der aktuellen Diskussion über Rassismus, ausgelöst durch die Unruhen in den USA nach dem durch die Polizei verursachten Tod von George Floyd.

Die Autorin schlägt vor, die Begriffe “Master” und “Slave” in der Blitztechnik nicht mehr zu verwenden, sondern stattdessen “Sender” (Transmitter) und “Empfänger” (Receiver) zu sagen.

Technischer Hintergrund: Wenn man mit mehreren Blitzgeräten arbeitet, müssen diese irgendwie ausgelöst werden. Eine Methode besteht darin, die Blitze mit Lichtsignalen anzusteuern. Dabei wird der auf der Kamera befindliche Blitz in den sog. “Master”-Modus gesetzt und die anderen Blitze in den “Slave”-Modus. Der Master gibt beim Fotografieren ein kurzes Lichtsignal an die Slaves, welche dieses mit einer Fotozelle erfassen und so wissen, dass sie auslösen sollen. Es sind eingebürgerte Begriffe in der Fotografie und werden in der Form in allen Handbüchern und auch auf den LCD-Displays der Geräte verwendet (was natürlich nicht heisst, dass man nicht mal drüber sprechen kann).

Was halte ich jetzt von der ganzen Sache?

Der Techniker in mir sagt, dass “Sender” und “Empfänger” tatsächlich präziser wären als “Master” und “Slave”. Und es stimmt auch, dass Sprache unser Denken und Handeln beeinflusst (das Argument wird immer hervorgebracht, wenn jemand sagt “es sind doch nur Wörter”). Ob man jetzt aber Menschen anderer Herkunft als minderwertig betrachtet, weil man in der Fotografie einen Blitz als “Sklave” bezeichnet, halte ich für eine gewagte Aussage. Man könnte allerdings auch argumentieren, dass ein grundsätzlich gewaltbesetzter Begriff wie “Sklave” in einem kreativen und freidenkenden Feld wie der Fotografie nicht passend ist.

Also diese Begriffe nicht mehr verwenden?

Begriffe werden immer in ihrem jeweiligen Kontext betrachtet. Denn aus dem Kontext genommen gibt es in der Fotografie so einige Wörter, die Gelegenheit zum Anstoß bieten. Beispiele gefällig?

  • “Trigger” (Auslöser): Sehr gewalttätig, könnte man auf Waffen beziehen
  • “Shooting people”: im Englischen sind die Begriffe für “jemanden fotografieren” und “jemanden erschiessen” leider identisch.
  • “Shooting”: wie oben, das gleiche Wort für “Fotosession” und “Schiesserei”
  • “Black and white”: Schwarzweiß-Film. Könnte jemand als rassistisch empfinden

Und noch ein paar weniger ernst gemeinte Beispiele, welche aber illustrieren, wohin es führen kann, wenn man dieses Fass tatsächlich aufmacht:

  • “Transmitter”: Da ist das Wort “Trans” mit drin und viele Leute haben ein Problem mit Transgender-Menschen
  • “Flash” (Blitzgerät): “To flash somebody” bedeutet auch, jemandem ungefragt den nackten Hintern oder die nackte Vorderseite zu zeigen, was ja sehr anstößig ist
  • “Speed Light”(ein Produktname für Aufsteckblitze): Speed ist eine Droge, man könnte ja denken, dass das Drogen verharmlost.

FAZIT: Sollte man die Begriffe “Slave” und “Master” in der Blitzfotografie nicht mehr verwenden? Ich persönlich halte diese Forderung für nicht besonders hilfreich. Es würde sicherlich nicht schaden, aber auch nichts besser machen. Der Kontext ist in der Fotografie eindeutig nicht rassistisch, sondern bezeichnet die Hierarchie der verwendeten Geräte. Außerdem bin ich der Meinung, dass das Forcieren einer Sprachregelung (“Du darfst das nicht mehr sagen, das ist böse!”) nicht die Akzeptanz des Grundgedankens fördert. Zumal ich wie oben angerissen befürchte, dass dann eine Lawine an geächteten Begriffen auf uns zukommt.

Für meine eigene Fotografie könnte ich mich wunderbar aus der Sache stehlen, denn ich arbeite mit Funkempfängern, und da sagt man in der Tat nur “Sender” und “Empfänger” (Erinnerung: “Slave” und “Master” wird nur im Kontext der lichtbasierten Kommunikation verwendet). Aber ich werde auch weiterhin die Begriffe “Master” und “Slave” verwenden, wenn ich mal mit dem System arbeite. Denn ich denke in dem Kontext bei den Wörtern nicht an Unterdrückung und Versklavung, sondern beschreibe die technische Funktion eines Gerätes.