Mit der R18 hat BMW einen mächtigen Zweizylinder geschaffen. Insgesamt 1.802 ccm verrichten in dem Boxermotor ihre Arbeit. Das Motorrad wurde mit Spannung erwartet und ich habe mich sehr gefreut, als Christian von Fuchs Motorrad GmbH in Hameln mich kontaktierte und zu einer Probefahrt einlud. Dieser Einladung bin ich natürlich äußerst gerne gefolgt und so stieg ich einen schönen Tages im September auf dieses Bike.

Ganz in schwarz und Chrom gehalten wirkt sie sehr edel, was vermutlich aber auch einige Anforderungen an die Reinigung stellt. Als Teil der “Heritage”-Reihe von BMW hat sie einen wunderbaren Vintage-Look und gleichzeitig modernste Technik im Inneren verbaut.

 Zuerst einmal ein paar obligatorische Daten. Die R18 hat wie erwähnt einen Zweizyliner-Boxermotor mit 1.802 ccm Hubraum. Diese leisten zwar “nur” 91 PS, bringen dafür aber satte 158 Nm Drehmoment bei 3.000 U/min auf die Kardanwelle. Holla die Waldfee. Dieses Drehmoment wird aber auch benötigt, denn das Maschinchen wiegt betankt stolze 345 kg, die nach vorne geschoben werden möchten.

Ich konnte die Maschine eine Stunde lang fahren, wovon allerdings circa eine Viertelstunde für Fotos draufgingen. Den Rest der Zeit habe ich breit grinsend auf dem Bock verbracht.

Die 345 kg sind massig, durch den tiefen Schwerpunkt (Boxermotor!) allerdings ist das während der Fahrt kein Problem. Lediglich im Stand bei ausgeschaltetem Motor zu rangieren kann weniger lustig sein, wenn ein Rad z.B. in einer kleinen Mulde steht und man einen Meter zurücksetzen möchte. [Edit: Wie ich später erfahren habe, gibt es für die R18 gegen Aufpreis die Option, über den Anlasser einen Rückwärtsgang zu haben. Ob meine Testmaschine diesen hatte, weiss ich leider nicht].

Der Motor erwacht mit einem tiefen Grummeln zum Leben und zaubert das erste Lächeln aufs Gesicht. Wenn man probehalber mal am Gas zieht, bemerkt man sofort die erste Eigenheit dieser Maschine. Bedingt durch die außerhalb der Mitte verbaute Kurbelwelle kriegt die gesamte Maschine beim Hochdrehen des Motors einen kleinen Kick nach links. Das ist in Worten schwierig zu beschreiben, es ist ein kleiner Ruck, wenn die Kreiselkräfte der Kurbelwelle sich bemerkbar machen und die Maschine bockt einmal kurz nach links. Interessanterweise  beeinflusst dieses Verhalten aber nicht die Fahrsicherheit. Ich habe es während der Fahrt mehrfach ausprobiert. Kupplung ziehen, Motor hochdrehen, kleiner Ruck nach links, weiterfahren. Ich habe dieses Phänomen innerhalb kurzer Zeit als liebenswerte Eigenschaft schätzen gelernt, es trägt zum Charakter der Maschine bei. It’s not a bug, it’s a feature!

Der Motor ist eine Pracht. Er zieht und zieht und zieht und auch im sechsten Gang bekommt man noch genügend Drehmoment, um eine amtliche Beschleunigung hinzulegen. Im höheren Drehzahlbereich machen sich Vibrationen bemerkbar, die dem Fahrer eine angenehme Massage des Gesäßes verpassen. Welcher Drehzahlbereich das genau ist kann ich leider nur schätzen (4-5.000 U/Min?), denn die Instrumente der R18 sind bewusst spartanisch gehalten.

Die R18 hat mit 1.731 mm einen enorm langen Radstand und das hohe Gewicht von den bereits erwähnten 345 kg tragen dazu bei, dass man am Lenker ordentlich drücken muss, um die Lady zum Kippen in die Kurve zu motivieren. Sie wirkt daher etwas schwerfälliger als andere Motorräder. Aber wer sich so ein Motorrad kauft, ist von Natur aus vermutlich eher an gemütlichem Cruisen denn schräglagenintensiver Kurvenräuberei interessiert.

Auf der R18 sitzt man sehr niedrig (690 mm). Ich persönlich habe das mit meinen 186 cm Körpergröße als ganz bequem empfunden, obwohl mir später gesagt wurde, dass ich auf der Maschine zu groß aussehe. Für die Stunde war die Sitzposition sehr angenehm, wie das bei einer Tagestour ist weiß man natürlich erst, wenn man eine macht.

Entsprechend der niedrigen Sitzhöhe sind die Fußrasten auch nah an der Fahrbahnoberfläche. Das führte dazu, dass die Probefahrt mit der R18 auch ein “First” für mich beinhaltete: In einer beherzten Rechtskurve kratzte auf einmal die Fußraste über den Asphalt. Das hatte ich noch nie geschafft, denn a.) liegt die Fußraste meiner Tiger recht hoch, und b.) gibt mein fahrerisches Können es schlicht und einfach noch nicht her, dass die Fußraste den Boden berührt (ich traue mir als Familienvater beim Motorradfahren lieber zu wenig als zu viel zu). Nach dieser höchst erfreulichen Erkenntnis, dass auch ich die Fußraste mal auf den Boden bekommen habe, konnte ich die Probefahrt zufrieden abschliessen. 

FAZIT: Die BMW R18 ist ein edler und drehmomentstarker Cruiser. Die Maschine fährt sich äußerst gut und es macht Spaß, am Hahn zu ziehen und das Knattern zu hören. Sie hat Charakter, was sich durch Eigenarten wie z.B. den beschriebenen “links-Kick”, die spartanische Instrumentierung sowie viel Chrom äußert. Das Motorrad ist derzeit ab 22.225,21€ zu haben (16% MwSt bis Ende 2020) und richtet sich wie bei BMW zu erwarten an ein kaufkräftiges Klientel.