Manchmal passieren bei Shootings Dinge, die so nicht geplant waren, und man muss spontan umdisponieren. So geschehen beim Shooting mit Danni und ihrer Kawasaki Ninja 636 und ihrem Sohn Luis und seiner KTM Duke 125. Das Wetter war schon eine ganze weile “hm, solala”, und dann entschloss der Himmel, seine Schleusen zu öffnen. Wir fanden Unterschlupf unter dem Vordach einer Lagerhalle in der Nähe und führten einen Großteil des Shootings kurzerhand dort durch.
Während Luis mit seiner KTM unter dem Dach im Trockenen stand (ebenso die Blitze und Lichtformer), begab ich mich mit der Kamera in den Regen. Zum Glück waren bei diesem Shooting eine Menge Assistenten dabei, die freundlicherweise als Schirmhalter fungierten. Da Luis unter dem Rand des Vordaches stand, haben die Blitze auch einige Wassertropfen beleuchtet, was in der oberen Ecke links und rechts einen schönen dynamischen Bildeffekt erzeugt. Beachtet di Bildwirkung der zwei Aufnahmen. Die eine ist mit Weitwinkel aufgenommen worden, nah am Bike und von unten. Es ergeben sich stürzende Linien nach hinten (der Hintergrund scheint nach hinten zu kippen) und gleichzeitig wirkt das Bike durch die niedrige Perspektive sehr mächtig. Die zweite Aufnahme ist mit höherer Brennweite aufgenommen und bildet die Maschine so etwas neutraler ab.
Den Bildaufbau für Dannis Fotos habe ich im Vorfeld mit ihr besprochen. Ihr schwebte ein Portrait des Bikes vor, welches allerdings auch sie beinhaltete, das Bike aber in den Vordergrund stellt. Gelöst ist dies dadurch, dass ich mit geringer Schärfentiefe gearbeitet und Blitzlicht eingesetzt habe. Durch das Blitzlicht wird das Bike hervorgehoben, die geringe Schärfentiefe bewirkt, dass Danni zwar erkennbar, aber leicht unscharf im Hintergrund abgebildet wird (die Trennung von Vorder- und Hintergrund mittels Schärfentiefe ist ein gängiges Stilelement in der Fotografie).

Der Regen hatte nachgelassen, und wir konnten wieder unter dem Dach hervorkriechen. Als nächstes stand ein gemeinsames Foto mit Danni und Luis auf dem Programm. Wenn man zwei Bikes gleichzeitig portraitiert, ist die Ausrichtung der beiden Maschinen wichtig. Beide Motorräder sollen gleichberechtigt zur Geltung kommen. Ich löse dies oft über eine V-Anordnung wie auf dem zweiten Bild zu sehen.

Da ich den Hintergrund durch ein Teleobjektiv nah heranbringen wollte, ergab sich die leicht verkrampfte Haltung am Boden. Eigentlich löse ich sowas über den ausklappbaren Monitor, aber da ich feuchte Finger hatte, klappte das mit dem Autofokus auf dem Touchscreen leider nicht in dem Moment. Daher musste ich ganz klassisch mit dem Auge am Sucher arbeiten und den Fokuspunkt mit dem Mini-Joystick an der Kamera anvisieren.

In der letzten Etappe des Shootings haben wir noch einige Portraits von Danni und ihrer Maschine gemacht. Dazu haben wir wieder die Blitze ausgepackt (mittlerweile ein ziemliches Gewuchte und Gewerk bei der Größe der Gerätschaften, aber von nix kommt nix). Die Ausrichtung der Softboxen ist dabei immer so einzustellen, dass die der Kamera zugewandten Elemente des Motorrades genügend Licht erhalten. In dem Beispiel oben wurde die Maschine von hinten rechts in einem Dreiviertelprofil im spitzen Winkel fotografiert. Die Kamera sieht also die Seite der Maschine und das Heck. Daher sind die Blitze aus ausgerichtet, dass einer von oben die Seite der Maschine ausleuchtet, der andere gibt von hinten ein weiteres Licht auf das Heck der Maschine.

Bei einer Seitenaufnahme sind die Blitze daher links und rechts zu positionieren, bei einer Dreiviertelaufnahme von vorne rechts ein Blitz für die Seite, einer für die die Front usw. Die Positionierung der Lichter ist manchmal eine Zentimeterarbeit. Ein Teil davon ist Erfahrung, aber auch mit viel Erfahrung bleibt die Feinjustage try-and-error, bis ich zufrieden bin mit dem Ergebnis.


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