Im Sommer letzten Jahres bin ich von der Yamaha FZ6 auf die Triumph Tiger umgestiegen. Es war einfach Zeit für ein anderes Motorrad und eins war klar: Ich wollte mehr Leistung (FZ6: 98 PS), aber vor allem mehr Drehmoment (FZ6: 66 Nm).

Wie ich auf die Triumph Tiger kam möchte ich im Telegrammstil wiedergeben: Urlaub in Italien, Kollege fuhr eine schwarze Tiger 1050. Fand ich nett (das Moped), aber hat noch nicht gefunkt. Nach dem Urlaub Suche nach neuem Moped, ich finde ich die Tiger in rot und da hat es geschnackelt.
Es entspricht vielleicht nicht dem durchschnittlichen Entscheidungsschema, dass die Farbe den Ausschlag gab, aber hier war es so. Die Maschine fand ich in schwarz ganz nett, aber in die rote Version hatte ich mich sofort verliebt.

Doch jetzt zur Technik. Meine Triumph Tiger 1050 SE (Special Edition) ist von 2012 mit einem Hubraum von 1050 ccm (wer hätte das gedacht ob des Namens), welche sich auf drei  Zylinder verteilen. Und das ist ein sehr wichtiger Punkt. Mein Kumpel Andi (Italien-Tour, s.o.) sagte mir damals “Ein Dreizylinder vereint das beste aus der Welt der Vier- und Zweizyliner. Laufruhe eines Vierzylinders, Drehmoment eines Zweizylinders”. Ich hatte das zunächst nicht ganz ernst genommen, aber Hölle, wie sehr stimmt das.

Ich bin mit meiner Tiger nun ca. 5.000 km gefahren und kann daher guten Gewissens ein solides Urteil über die Maschine abgeben. Fangen wir mal beim Motor an. Die erwähnten drei Zylinder produzieren 115 PS bei 9.400 U/min und 100 Nm bei 6.250 U/min. Das ist ein starkes Brett. Das, was mir bei der FZ6 fehlte – Durchzug zum Überholen- ist hier ein Kinderspiel. Der Motor hat Schub und katapultiert den Fahrer mühelos nach vorne. Die Höchstgeschwindigkeit liegt laut Papieren bei 220 km/h, ich hatte sie mit Ducken und leicht bergab schon einmal auf 235 km/h laut Tacho. Der Motor macht sich vibrationstechnisch natürlich bemerkbar, aber man wird nicht durchgeschüttelt wie auf mancher Zweizylindermaschine.

Die Triumph Tiger ist als Sporttourer einzuordnen. Vom hohen Fahrwerk her gesehen will sie zwar eher eine Reiseenduro sein, aber sie ist definitiv für die Straße gebaut und nicht für Ausflüge abseits der Strecke auf Schotterpisten geeignet. Das merkt man am sehr straffen Fahrwerk. Die Vordergabeln sind einstellbar, allerdings habe ich mich hier noch nicht rangetraut um Optimierungen zu erreichen. Auf normalen Straßen und der Autobahn schnurrt die Tiger wundervoll, kippt bereitwillig in Kurven und wieder aus selbigen hinaus. Die Bremsen beissen ordentlich zu und machen ihren Job. Wenn man allerdings mal auf eine Schotterpiste oder eine Straße mit sehr schlechter Fahrbahndecke fährt, muss man sich auf harte Schläge einstellen. Die unten zu sehende Schotterpiste war ein nicht gerade pläsierliches Fahrerlebnis.

Für solche Straßen ist die Tiger nur begrenzt geeignet. Er wird ein harter Ritt bei dem straffen Fahrwerk.

Und wo ich gerade beim Fahrwerk bin: Die Maschine ist sehr hoch. Ich bin 186 cm groß, also nicht gerade klein. Aufsteigen ist kein Problem, aber ich muss das Bein schon in einem ordentlichen Bogen schwingen, um die 835 mm Sitzhöhe überwinden zu können. Außerdem ist die Maschine sehr schwer – fahrfertig und vollgetankt 245 kg. Es ist also kein Motorrad für kleine, zarte Personen.


Die Reichweite beträgt bei meiner Fahrweise ca. 250-300 km.  Da ich die Leistung gerne ausfahre, komme ich eher nur 250 km weit.

Meine Maschine hat noch ein paar Goodies, welche das Leben leichter machen. Da sind zum Einen die Heizgriffe, welche in der Kategorie “dass man sie braucht weiss man erst, wenn man sie hat” liegen. Die machen ihren Job mehr als gut – Stufe 2 kann schon unangenehm warm werden. Die LED-Blinker hatte der Vorbesitzer schon nachgerüstet und sie sind viel schicker als die gute alte Glühbirne. Außerdem werden LED-Blinker idR besser gesehen (weil heller) und erhöhen so die passive Sicherheit. Eine 12V Bordsteckdose habe ich in der ersten Winterpause selbst nachgerüstet. Hier eine kleine Fotostrecke: Position angezeichnet, Bohrungen gesetzt, Plastik herausgebrochen, mit einer Rundfeile das Loch sauber gefeilt, Steckdose eingesetzt, Kabel verlegt und angeschlossen. Ist ein wenig Arbeit, aber nicht wirklich kompliziert. Ich bin nicht der Schrauberkönig, aber das habe ich hinbekommen.

Außerdem hat meine Tiger ein Kofferset. Diese bieten ordentlich Platz zum Verreisen, allerdings habe ich es nie getestet, da ich eher Packrollenfahrer bin. Die Koffer sind aber extrem schick und passen perfekt zum Design der Maschine. Habe ich schonmal erwähnt, wie sehr ich dieses Rot liebe?
Die Kofferhalter werden statt der Soziusgriffe angeschraubt und sehen ohne Koffer leider nicht so schön aus. Daher habe ich mir die Originalgriffe gekauft und die Kofferhalter fristen zusammen mit den Koffern nun ihr Dasein im Keller. Ich würde die Koffer auch verkaufen, aber da sie mit dem Zündschlüssel abgeschlossen werden, macht das keinen Sinn.

Der Vorbesitzer hat einen Auspuff von SC Project angebaut. Dieser ist zum Einen sehr viel kleiner als dieses Panzerkanonenrohr von Werksauspuff, zum Anderen verleiht er dem Dreizylinder einen herrlich blubbernden, sprotzelnden Sound. FAZIT
Die Triumph Tiger 1050 SE ist ein Kraftpaket, das unheimlich Spaß macht. Die Maschine ist groß und schwer, aber gut zu handeln. Für längere Strecken und sportliche Fahrweise ist sie gebaut, weniger heimisch fühlt sie sich allerdings abseits der Straße. Ich liebe dieses Motorrad und freue mich auf viele weitere gemeinsame Kilometer.